Erfolge der Polizei bei der Kriminalitätsbekämpfung in NRW

Innenminister Jäger legt Kriminalstatistik 2012 vor: Historischer Tiefstand bei Jugendkriminalität, Rückgang bei Gewaltdelikten, deutlich weniger Taschendiebstähle, aber mehr Wohnungseinbrüche und Cybercrime.
Die NRW-Polizei hat Erfolge bei der Bekämpfung der Kriminalität im Jahr 2012 erzielt: Weniger Gewalttaten, weniger gefährliche und schwere Körperverletzungen, Rückgang bei der Kinder- und Jugendkriminalität. Ein gemischtes Bild bietet sich bei den Eigentumsdelikten mit mehr Wohnungseinbrüchen und einem deutlichen Rückgang beim Taschendiebstahl. So fasste Innenminister Ralf Jäger in Düsseldorf die Eckpunkte der Kriminalstatistik für das vergangene Jahr zusammen. Die Polizei registrierte rund 1,52 Millionen Straftaten. Das sind 0,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Aufklärungsquote beträgt wie im Vorjahr 49,1 Prozent.

Cybercrime: Polizei bündelt Kompetenz
Die Fallzahlen der Computerkriminalität sind gegenüber dem Vorjahr um 10,9 Prozent auf insgesamt 22.228 Fälle gestiegen (+ 2.192). Insbesondere bei Straftaten der Datenveränderung und Computersabotage gab es einen deutlichen Anstieg um rund 175 Prozent auf nunmehr 4.118 Fälle. Dabei handelte es sich hauptsächlich um digitale Erpressungen mit sogenannter Ransomware. Das ist eine Schadsoftware, mit der die Täter den Zugriff auf den befallenen Computer durch Verschlüsselung der Daten blockieren und ein Lösegeld zur Freischaltung der Daten fordern. Selbst wenn Geld gezahlt wird, bleibt der Computer jedoch gesperrt.

„Cybercrime ist die Kriminalität von heute. Darauf hat sich die NRW-Polizei eingestellt“, erklärte der Innenminister. Im Cybercrime-Kompetenzzentrum des Landeskriminalamtes wird das Expertenwissen technisch gebündelt. Rund 100 spezialisierte Polizeibeamte, Wissenschaftler und Techniker sind dort unter anderem in der Auswertestelle für Kinderpornografie oder in der Computerforensik tätig. Jäger: „Die Jahresbilanz des Kompetenzzentrums ist beeindruckend. Es unterstützte andere Dienststellen in fast 600 Fällen. Darunter waren 20 umfangreiche Ermittlungsverfahren, für die Massendaten ausgewertet wurden. Die Zentrale Internetrecherche initiierte 291 komplexe Ermittlungsverfahren, zum Beispiel im Spektrum politisch motivierter Kriminalität.“

Eine der ganz dunklen Seiten der Internetkriminalität ist die Kinderpornografie. „Die Täter sind schwer zu ermitteln, sie profitieren vom Streit zwischen Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger und Bundesinnenminister Friedrich um die Mindestspeicherdauer von Telekommunikationsdaten. Dieser Konflikt dauert bereits drei Jahre. Das ist unerträglich, besonders für die Opfer“, kritisierte der NRW-Innenminister.

Die zentrale Ansprechstelle „Cybercrime“ unterstützt Unternehmen und Behörden beispielsweise bei Hacking- oder DDOS-Attacken. Im vergangenen Jahr gingen dort 198 Anfragen ein. Auf Grund einer solchen Anfrage ermittelte das LKA bei einem Angriff auf die Internetpräsenz eines deutschen, börsennotierten Unternehmens. Die Täter hatten das Firmennetz einen Tag lang mit DDOS-Attacken durch ein Botnet angegriffen und nahezu lahm gelegt. Die umfangreichen Auswertungen und Ermittlungen der LKA-Experten führten zur Identifizierung eines Tatverdächtigen als Betreiber des Botnets.

Mehr Wohnungseinbrüche
Die Zahl der Wohnungseinbrüche stieg um 7,5 Prozent auf 54.167 Fälle an (+ 3.800). In 21.714 dieser Fälle scheiterten die Täter an gut gesicherten Türen und Fenstern. Damit nahm der Anteil der Einbruchsversuche in den vergangenen zehn Jahren von 35 Prozent auf über 40 Prozent zu. „Das zeigt, wie wichtig der gute Schutz der eigenen vier Wände ist“, betonte der Innenminister. Aufgeklärt wurden 13,8 Prozent der Einbrüche (2011: 13,6 Prozent). „Es zeichnet sich ab, dass NRW eine geringere Steigerung als andere Bundesländer hat“, erklärte Jäger. „Wir haben auf die bundesweite Zunahme der Einbruchszahlen frühzeitig reagiert und mit „Riegel vor!“ eine landesweite Strategie gegen Wohnungseinbrecher entwickelt, die Wirkung zeigt. Deshalb setzen wir sie konsequent fort.“

Die NRW-Strategie ist auf eine verbesserte örtliche Analyse, eine systematische Spurensuche und Spurensicherung sowie die Ausschöpfung aller Fahndungsmöglichkeiten ausgerichtet. Durch tagesaktuelle und landesweite Lageinformationen des LKA können die Polizeibehörden neue Vorgehensweisen von Tätern oder Einbruchserien frühzeitig erkennen und gegensteuern. „Die Polizeibehörden arbeiten enger zusammen. Sie stellen ihre Erkenntnisse über Datenbanken überregional bereit und führen in den Regionen gemeinsame Fahndungen und Razzien durch“, erläuterte der Innenminister. Die Polizeibehörden im Ruhrgebiet, im Rheinland, im Münsterland und in Ostwestfalen haben in den vergangenen Monaten überregional gemeinsam Durchsuchungen und Schwerpunktkontrollen durchgeführt. „Diese Aktionen waren erfolgreich. Sie brachten neue Erkenntnisse über Tatzusammenhänge und Reisewege von südosteuropäischen Einbrecherbanden. Hier werden wir weitermachen.“ Die Polizei ermittelte 1.851 ausländische Einbrecher. Das ist die höchste Zahl seit über 30 Jahren.

In ganz NRW fahnden seit 2011 mehr als 40 spezielle Ermittlungskommissionen erfolgreich gegen Einbrecher. „Wir wollen aber auch den Menschen mit der Kampagne „Riegel vor!“ deutlich machen, dass sich jeder gegen einen Einbruch schützen kann“, sagte Jäger. „Bei der Sicherung der eigenen vier Wände berät die Polizei kostenlos. Jeder kann zudem auf seine Umgebung achten und verdächtige Beobachtungen sofort der Polizei über die Nummer 110 melden. Lieber einmal mehr als einmal zu wenig.“

Das NRW-Innenministerium hat dem LKA im vergangenen Jahr zusätzliche vier Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Damit konnten DNA-Spuren an besonders qualifizierte Labore zur Untersuchung gegeben werden. Die seit Jahren bestehenden Überhänge bei unbearbeiteten DNA-Spuren wurden so abgebaut. „Jetzt stehen die Ergebnisse der Untersuchungen den Ermittlern schneller zur Verfügung. Dabei hat die Aufklärung von Einbrüchen Vorrang“, erklärte Jäger.

Deutlich weniger Taschendiebstähle
Gegen den Trend der letzten Jahre gingen die Taschendiebstähle um 17,3 Prozent Fälle auf 43.615 Fälle zurück (- 9.092). Taschendiebstähle sind ein Schwerpunkt internationaler Diebesbanden. „Sie schlagen vorwiegend im Gedränge der Großstädte zu. Deshalb hat die Polizei dort konsequent reagiert und ihre Konzepte gegen Taschendiebstahl weiterentwickelt. Der Erfolg zeigt sich jetzt“, erklärte Jäger. Im Jahr 2011 war die Zahl gegenüber 2010 um 29 Prozent (+ 12.000 Fälle) angestiegen.

Fahrzeugdiebstähle auf niedrigstem Stand seit 20 Jahren
Die Zahl der Kraftfahrzeugdiebstähle ging um 5,3 Prozent auf 7.369 Fälle zurück (- 412). Das ist der niedrigste Wert seit 20 Jahren. Hier greifen die technischen Sicherungen der Fahrzeughersteller wie Wegfahrsperren, Alarmanlagen und bessere Türschließsysteme und die Aufklärungsarbeit der Polizei. „Daran zeigt sich für jeden erkennbar, dass gute Sicherungsmaßnahmen gegen Diebstahl schützen“, hob Jäger hervor.

Jugendkriminalität: Niedrigster Stand seit 42 Jahren
Erneut eine gute Entwicklung gibt es bei der Jugendkriminalität. Von den insgesamt 481.260 ermittelten Tatverdächtigen waren 114.999
unter 21 Jahre alt. Das sind acht Prozent weniger als im Jahr davor (- 9.954). Ihr Anteil an allen Tatverdächtigen betrug damit 23,9 Prozent (2011: 25,3 Prozent). Das ist der niedrigste Stand seit 42 Jahren. Diese positive Entwicklung zeigt sich auch bei den unter 21-jährigen Mehrfachtatverdächtigen, die fünf oder mehr Straftaten in einem Jahr begehen. Die Polizei ermittelte im vergangenen Jahr 6.997 von ihnen. 2003 waren es noch 8.473. Besonders erfreulich ist die Entwicklung bei den 8- bis unter 14-Jährigen. Hier sank die Zahl der Mehrfachtatverdächtigen im gleichen Zeitraum von 932 auf 378. „Kinder- und Jugendkriminalität bleibt trotz der guten Entwicklung im Fokus der Polizei“, betonte Jäger. „Seit vielen Jahren kümmert sie sich mit wirkungsvollen Programmen um jugendliche Intensivtäter. Das bleibt auch in Zukunft so. Mit unserem bundesweit einmaligen Präventionsprojekt „Kurve kriegen“ setzen wir noch früher an. Wir verhindern damit, dass Kinder und Jugendlichen dauerhaft in die Kriminalität abgleiten.“

Gewaltkriminalität: Weniger Taten – Hohe Aufklärungsquote
Die Gesamtzahl der Gewaltdelikte sank um 1,7 Prozent auf 49.159 Taten. Das ist der niedrigste Stand seit zehn Jahren. 70 Prozent aller Gewaltdelikte klärten die Ermittler auf. Bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen, die um 4,1 Prozent auf 31.979 Taten zurückgingen, waren es 79,4 Prozent.

Mord und Totschlag:  Niedrigster Stand seit 20 Jahren
Die Anzahl der Straftaten gegen das Leben, einschließlich der Versuche, sank im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf 425 Fälle (- 72). Das ist der niedrigste Stand seit 20 Jahren. 93,7 Prozent davon klärten die Ermittler auf. Die Kriminalpolizei ermittelte im Jahr 2012 in 105 Mordfällen und Mordversuchen. Das sind 22,8 Prozent weniger (- 31 Fälle) als im Jahr davor. Die Anzahl der Totschlagsdelikte einschließlich der Versuche sank um 11,9 Prozent auf 214 Fälle (-29).

Betrugsdelikte: Mehr Schwarzfahrer angezeigt
Im Jahr 2012 nahm die Zahl der Betrugsdelikte deutlich um 11,5 Prozent auf 263.992 Fälle zu (+ 27.162). Diese Steigerung ist durch ein geändertes Anzeigeverhalten der Deutschen Bahn AG und regionaler Verkehrsbetriebe gegen Schwarzfahrer begründet. Die Zahl der Anzeigen stieg im vergangenen Jahr um 14,2 Prozent auf 87.915 Fälle (+ 10.896). Die Deutsche Bahn zeigte in NRW 55.795 Schwarzfahrer an. Im Jahr 2010 meldete sie noch 17.746 und 2011 bereits 45.225 Fälle.

Weitere Informationen zur Polizeilichen Kriminalstatistik NRW 2012 erhalten Sie unterwww.lka.nrw.de

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